Literaturtag

Unser Literaturtag im Rahmen der Balkantage 2021 fand dieses Mal online statt. Im Gespräch mit den Autorinnen Lana Bastašić und Rumena Bužarovska haben wir uns einerseits über unser Thema „Balkanconnection 2.0 – die junge Generation und die Zukunft der Region“ unterhalten, aber auch einige Ausschnitte aus den aktuellen Büchern der beiden Schriftstellerinnen gehört und mit ihnen über ihre zukünftigen Projekte gesprochen. Gerade seit dem Beginn der Pandemie haben sie sich über die sozialen Medien und die Teilnahme an zahlreichen Festivals und Literaturveranstaltungen europaweit dafür engagiert, dass der Balkan starke, weibliche Stimmen bekommt, und haben gezeigt, dass interessante und herausragende Werke aus diesem Teil der Welt auch dann möglich sind, wenn nicht immer nur über Krieg und Zerstörung erzählt wird. Sie schreiben kluge, um nicht zu sagen weise, gekonnte, witzige, manchmal bissige Texte meist aus der Sicht der Frauen, die mitten im Irrsinn der modernen Welt stehen, die sich aber nun mal nicht wirklich vom Patriarchat lösen kann, und sich darin mehr oder weniger gut behaupten, aber durchaus präzise und komplex in all ihrer Menschlichkeit beschrieben werden. Es war eine Freude, sich mit den beiden Schriftstellerinnen über Literatur zu unterhalten, weil sie da voll und ganz in ihrem Element sind und dies auch leben, aber es war auch spannend zu hören, wie sie die aktuelle Situation in ihrer Heimat erleben und wie ihre Perspektive auf die Zukunft dort aussieht.

2021 werden die beliebtesten Werke der beiden jungen Autorinnen „Fang den Hasen“ (Lana Bastašić) im S. Fischer Verlag und „Mein Mann“ (Rumena Bužarovska) im Suhrkamp Verlag auf Deutsch erscheinen.

Lana Bastašić (Jahrgang 1986, geboren in Zagreb) hat bislang die Bände Trajni pigmenti (2010) und Vatromet (2013) veröffentlicht, und außerdem das Kinderbuch Nastja crta sunce (2015) und den Gedichtband Naivnih triptih o Bosni i Hercegovini (2014). Ihr erster Roman, Uhvati zeca, bekam im Jahr 2020 den Europäischen Literaturpreis. Der Roman war in der näheren Auswahl für den NIN Preis und wurde in 13 Sprachen übersetzt. Sie bekam ebenfalls einige Preise für ihre Kurzgeschichten (unter anderem Zija Dizdarevic, ulaznica i Karver. Odakle zovem), zwei Preise für Poesie (Targa UNESCO in Triest und Dani poezije in Zajecar) und einen Preis für ein bisher unveröffentlichtes Drama (Kamerni teater 55 in Sarajevo). Ihre Kurzgeschichten wurden veröffentlicht in Polja, Sarajevska sveska, Povelj, Fatom slobodne und anderen regionalen Zeitschriften. Ihre Werke wurden in einige regionale Antologien aufgenommen, unter anderem in Pucanja und Pristojan zivot. Sie ist eine der Gründerinnen der Literaturschule „Bloom“ in Bacelona und außerdem Mitglied des PEN-Zentrums in Bosnien und Herzegowina. Manchmal lebt sie in Belgrad.

Rumena Bužarovska (geboren 1986 in Skopje, Nordmazedonien) ist Autorin von vier Kurzgeschichtensammlungen: Žvrljotine, Чкртки (2006), Osmica (2010), Moj muž, Мојот маж (2014) und Nikuda ne idem, Не одам никаде (2018), und einer Studie über den Humor in zeitgenössischen mazedonischen und amerikanischen Kurzgeschichten O Smešnom: Teorije Humora Kroz Prizme Kratke Priče (2012). Ihre Erzählbände wurden in Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Slowenien, Italien, Ungarn, Deutschland und den Vereinigten Staaten übersetzt und veröffentlicht. 2016 wurde sie von der Literaru Europe Live-Plattform innerhalb der Organisation Literature Across Frontiers zu den 10 interessantesten jungen europäischen Schriftstellern gezählt. 2017 erhielt sie für die Kollektion My Husband den Istrian County Award „Edo Budiša“. 2018 ist sie Fellow des International Literary Program an der University of Iowa. Außerdem ist sie Literaturübersetzerin aus dem Englischen ins Mazedonische (Lewis Carroll, Truman Capote, John M. Coetzee, Iain Reid, Flannery O’Connor) und Professorin für amerikanische Literatur an der Philologischen Fakultät in Skopje. Sie ist Mitorganisatorin und Mitautorin des abendlichen Geschichtenerzählens von Frauengeschichten PitchPrich.